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ALPQUELL Weihnachtsgeschichte mit Aquilotto

Aquilotto entdeckt Weihnachten

Es ist schon richtig kalt geworden weit oben in den Bergen. Der erste Schnee fällt sanft auf die Gipfel und die Eiskönigin lässt die Landschaft wunderschön glitzern.

ALPQUELL Bloggerin Bettina

Bettina Schottenheim

24. Dezember - 9 Minuten

Brrrrrrrr…Aquilotto ist es kalt. Er sitzt zu Hause, beobachtet wie die vielen schönen Schneeflocken leise nach unten sausen und friert. Der kleine Adler hat seine Flügel fest an den Körper gepresst, der Schnabel klappert. Aquilotto hat heute Geburtstag. Neun Monate ist er heute alt – ein dreiviertel Jahr also. Puh, wie die Zeit vergeht. Doch an diese Kälte ist er noch gar nicht gewöhnt.

Seine Eltern haben ihm versprochen, dass sie am Abend gemeinsam etwas Leckeres essen werden. Darauf freut sich Aquilotto total, denn sein kleiner Magen knurrt mittlerweile auch ganz gut. Könnte er schon sicher allein fliegen, würde er sich selbst zwischendurch einen kleinen Snack holen. Doch seine Mama meinte, dass das noch ein wenig zu gefährlich sei. Aquilotto schnauft tief aus. Es ist ihm ein bisschen langweilig. Die anderen Adler-Kinder sind mit ihren Eltern beim Fliegen-Üben und sein bester Freund Tonio hat Hausarrest, weil er, ohne seinen Eltern etwas zu sagen, weggeflogen ist und nicht rechtzeitig wieder zu Hause war, als seine Mama zurückkam. Da sitzt Aquilotto also nun allein im Nest und beobachtet mit seinen scharfen Augen aufmerksam alles, was sich so am Boden tut. Die Großfamilie Gams ist ziemlich gemütlich unterwegs und die Murmeltiere sind eher schon im Winterschlaf.

„Sooooo fad“, denkt sich Aquilotto und gähnt. Warum also nicht einfach mal „Griaß enk“ bei Familie Gams sagen? Der kleine Adler beschließt, dass das eine hervorragende Idee ist. So könne er schließlich gleich ein wenig das Fliegen üben und neue Freunde könne er auch kennenlernen. Aquilotto steht auf, schüttelt sein Gefieder, wirft einen prüfenden Blick über seinen Rücken, dann über seine Brust und findet, dass er sehr gut aussieht, um sich bei seinen neuen Bekannten vorzustellen. Nach ein paar Flügelschlägen im Stehen, wagt er es: Aquilotto hüpft in die Tiefe, schlägt wild und schnell mit seinen weit ausgebreiteten Federkleid und schwebt durch die Lüfte Richtung Familie Gams.

Doch was ist plötzlich los? Was treiben die Gämsen denn da? Völlig entsetzt sieht Aquilotto, wie unter ihm die gesamte Familie Gams zum Laufen beginnt und die Flucht ergreift. „Warum denn das? Was haben die denn auf einmal?“, frägt sich der kleine Adler. Ooohhh…uuuhhhh…ooojee…Aquilotto kommt ins Ungleichgewicht, versucht sich wieder zu fangen, doch zu spät! Ehe er sich versieht und noch in der Luft halten kann, plumpst er zu Boden in den Schnee. Mist! Er war so von Familie Gams überrascht und abgelenkt, dass er völlig die Konzentration verloren hatte.

Nun liegt er da, mit dem Rücken am Boden, seine Greiferchen nach oben, das Gefieder nass und sein Kopf bedeckt mit Schnee. Er schnauft tief durch. „Das darf doch nicht wahr sein! So ein Mist!“, ärgert Aquilotto sich laut.
Plötzlich, wie aus dem Nichts, hört er ein herzhaftes Lachen: Hihihihihi, whowhowhowho, hahahaha, hihhihi. Es wird immer stärker und lauter - es hört gar nicht mehr auf.

„Was soll das? Wer ist hier so schadenfroh und lacht über mich?“, denkt sich der kleine Adler empört. Aquilotto öffnet die Augen und sieht vor ihm etwas, das er noch nie gesehen hat. Irgendwie ist es ihm ähnlich, denkt er sich, doch dann auch wieder nicht. Zumindest hat es auch Flügel. Doch die sind weiß und irgendwie fast wie falsch angenäht. Komische Gestalt. 

„Na, das mit dem Fliegen musst du noch besser üben, oder?“, lacht die Gestalt mit den weißen Flügeln ihn aus. 

„Pfff, mach’s du doch erst einmal besser!“, gibt Aquilotto zornig zurück. „Wer bist du überhaupt? Ich hab‘ dich hier noch nie gesehen!“, kontert er weiter. „Griaß di, ich bin Tilda“, stellt sie sich dem kleinen Adler vor.

„Hallo“, gibt Aquilotto mürrisch zurück und ist dann doch neugieriger als er sein wollte: „Welches Tier bist du und wo kommst du her?“, frägt er weiter. Tilda lacht kurz, wird jedoch gleich wieder ernst, als sie Aquilottos beleidigten Blick sieht.
„Ich bin kein Tier. Ich bin ein Engel“, stellt sie mit ihrer sanften Stimme klar. „Was bist du? Ein Engel? Was bitte soll denn das sein? So was habe ich ja noch nie gehört“, lacht Aquilotto zynisch.

„Ein Engel ist ein Bote des Himmels. Und ich bin einer von ihnen“, erklärt Tilda dem Adler.

„Waaaasss??? Wie bitte??? Bin ich im Himmel??? Ist nicht dein Ernst, oder?“, Aquilotto bekommt Angst und schüttelt seinen Kopf in der Hoffnung, er wacht auf und stellt fest, dass er einfach nur geträumt hat. Doch Tilda ist immer noch da und lacht wieder einmal lauthals los: „Nein, nein. Keine Angst. Alles ist gut. Ich hab‘ dir geholfen, dass du sanft landest. Aber eines muss ich zugeben, lustig war’s schon, wie du da so vom Himmel getaumelt bist“, schmunzelt sie. „Aber jetzt muss ich weiter. Ich bin eh schon spät dran. Mach’s gut und übe noch fleißig das Fliegen“, verabschiedet sie sich von Aquilotto, während sie beginnt in die Höhe zu schweben.

„He, warte! Wo willst du hin? Für was bist du zu spät dran?“, ruft ihr Aquilotto zu.
„Ich muss zum Christkind, denn wir machen uns gemeinsam auf den Weg ins Tal. Da ist heute am Abend Weihnachten und wir haben noch viel zu tun“, erzählt Tilda dem kleinen Adler. Von was redet sie denn da bloß? Aquilotto ist nun völlig verwirrt. Christkind? Weihnachten? Was bedeutet das alles? An seinem fragenden Blick sieht Tilda, dass er absolut nicht weiß, wovon sie spricht. Doch wie soll sie ihm das nur alles erzählen, so dass er es auch versteht? Da kommt ihr eine Idee: „Ich kann dich nicht mit zum Christkind nehmen, aber ich kann dir zeigen, was Weihnachten ist. Komm‘ mit mir. Wir fliegen ins Tal und du wirst sehen, was es bedeutet“, lädt Tilda ihn auf einen Abenteuer-Ausflug ein. Das Christkind wird es schon verstehen, wenn sie sich etwas arg verspätet, denn schließlich ist sie ja in „Mission Weihnachten“ auf dem Weg.

„Oh, ja. Sehr gerne komme ich mit dir mit!“ ruft Aquilotto begeistert. Doch dann senkt sich sein Blick und er wirkt bedrückt. „Was ist los?“ frägt Tilda. „Naja, du hast es selbst gesehen. Ich kann noch nicht gut genug fliegen. Deshalb werde ich nicht mitkommen können“, ist Aquilotto enttäuscht. „Flieg hoch zu mir und vertrau‘ mir. Ich zeige dir Weihnachten“, ermutigt Tilda Aquilotto und die beiden machen sich gemeinsam auf den Weg ins Tal.

Verschneite Berge, Lichterglanz und das Christkind

Wie von Engelsflügeln getragen, schwebt Aquilotto neben Tilda her Richtung Tal. Sein Blick ist immer aufmerksam zum Boden gerichtet. Hin und wieder schaut er zu Tilda und lächelt.


Er ist vollkommen aufgeregt. Wo ist das Tal? Was ist das Tal? Was geht dort vor und vor allen Dingen: Was ist „Weihnachten“? Aquilotto kann es kaum glauben, dass er an seinem Geburtstag so ein aufregendes Geschenk bekommt. Mit Herzklopfen fliegt er weiter. Plötzlich sieht er am Boden ein Meer von Lichtern. An seinen großen Augen sieht ihm Tilda an, dass er fasziniert ist.

„Das ist das Dorf,“ erklärt sie Aquilotto. Die beiden kommen dem Dorf immer näher und Tilda sucht für sie einen schönen Aussichtspunkt, von welchem aus sie alles wunderbar im Blick haben. „Hier im Dorf wohnen die Menschen. Wir Engel passen auf sie auf und helfen ihnen. Sozusagen haben wir dauerhaft das ganze Jahr über Arbeit mit ihnen. Wir müssen immer darauf achten, dass sie alles richtig machen. Puh, manchmal kann das ganz schön anstrengend sein. Ohne uns wären die Menschen oft ganz verloren, kann ich dir sagen“, schmunzelt Tilda.

Aquilotto hört Tilda fasziniert zu. „Und was ist nun Weihnachten?“, frägt er interessiert. „Komm‘, lass’ uns näher ins Dorf fliegen, dann zeige ich es dir“, schlägt Tilda vor und die beiden fliegen weiter.

Das Dorf ist eingehüllt in eine schöne weiße Decke. Auf den Dächern liegt fast einen Meter dick der Schnee und die Lichter auf den beleuchteten Bäumen blitzen wundervoll hervor. Der Mond und die Sterne erleuchten die Bergwelt ringsum fantastisch hell. Es ist eine schöne Weihnachtsstimmung. In der Kirche spielt ein Orchester und der Chor singt klangvolle Weihnachtslieder. Gemütlich wirkt es in den Häusern mit Kaminfeuer, dem Duft von frisch gebackenen Plätzchen und wundervoller Weihnachtsdekoration. Der Christbaum glitzert in der Stube und vor den Haustüren brennen Kerzen in Windlichtern. So was hat Aquilotto noch nie zuvor gesehen. Der kleine Adler ist so begeistert, dass er unbedingt mehr erfahren möchte. Sie setzen sich gemeinsam auf ein Fensterbrett und schauen hinein in die Stube, die festlich geschmückt ist.

„An Weihnachten feiern die Bewohner des Dorfes die Geburt des Jesu-Kindlein in Bethlehem. Das Christkind bringt den Kindern einen geschmückten Tannenbaum und Geschenke, die wiederum symbolisch für die Geschenke an das Jesu-Kindlein stehen. Wir Engel helfen dem Christkind dabei, das auch alles rechtzeitig fertig wird,“ erzählt Tilda, während sie dasitzen und zusehen.

Aquilotto ist überwältigt. Er beobachtet, wie Mama, Papa und die Großeltern gemeinsam mit den Kindern vor dem mit Kerzen erleuchteten Christbaum lachen, spielen und einfach glücklich sind. Er fliegt zum nächsten Fenster und guckt rein. Aquilotto entdeckt einen großen Tisch, der sagenhaft dekoriert wurde und auf dem ein lecker zubereitetes Essen serviert ist. Da würde er nun auch gerne dabei sein, denkt er sich und plötzlich fällt es ihm wieder ein: Er muss so schnell es geht nach Hause!

Ohne sich von Tilda zu verabschieden, saust er wie der Blitz in die Lüfte und verschwindet am Himmel. Zum Glück schafft er es noch rechtzeitig vor seinen Eltern daheim zu sein. Als sie gemeinsam beim versprochenen, köstlichen Abendessen sitzen, frägt Aquilottos Mama, was er denn den ganzen Tag über so gemacht hat.

„Nur gelangweilt und ein bisschen Fliegen geübt,“ antwortet Aquilotto und grinst mit breitem Schnabel.

Frohe Weihnachten!

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